Apollo war kein gewöhnlicher Achtjähriger. Während andere Kinder Fußball spielten oder im Sandkasten Burgen bauten, steckte Apollo seine Nase am liebsten in knifflige Rätsel. Er liebte es, Hinweise zu sammeln und Verbrechen aufzuklären – zumindest in seinen Büchern. Doch heute sollte es anders sein. Mit seinen acht Jahren war er schon ein echter Detektiv! Er trug immer eine kleine, glänzende Lupe bei sich, die er stolz „Super-Seh-Glas“ nannte, und in seiner Hosentasche klapperte ein kleines Notizbuch, bereit für wichtige Beobachtungen.
Eines Abends stand Apollo mit seiner Mama am belebten Bahnhof. Dampf zischte aus riesigen Lokomotiven, und Menschen eilten mit Koffern vorbei. Doch dann sah er ihn: einen Zug, der ganz anders war als alle anderen. Er war tiefschwarz, mit goldglänzenden Verzierungen an den Fenstern und funkelte geheimnisvoll im Mondlicht, das durch die großen Bahnhofsfenster fiel. Ein Schild an der Seite verkündete in eleganten Buchstaben: „Der Mitternachtsexpress.“ Dieser Zug fuhr nur einmal im Monat und brachte besondere Dinge oder wichtige Leute von weit her.
Plötzlich riss ein lauter Ruf Apollo aus seinen Gedanken. Ein aufgeregter Schaffner, dessen lustiger Schnurrbart bei jedem Wort wippte, rannte panisch den Bahnsteig entlang. „Oh weh, oh weh!“, rief er, fuchtelte mit den Händen in der Luft und sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. „Ein schreckliches Unglück! Ein wahrhaftiges Drama! Der unbezahlbare Goldpokal ist weg! Spurlos verschwunden!“
Apollo spitzte die Ohren. Ein Verbrechen! Und das direkt vor seinen Augen, im geheimnisvollen Mitternachtsexpress! Das war seine Chance, sein größter Fall, der darauf wartete, gelöst zu werden. Er kramte sofort sein Notizbuch hervor.
Der Schaffner, Herr Pfeifenbusch mit Namen, beruhigte sich ein wenig, als Apollo ihn freundlich fragte, was genau passiert sei. Herr Pfeifenbusch erzählte, dass der Goldpokal ein ganz besonderes und sehr wichtiges Geschenk für die Königin von Schokoland war. Er war aus echtem, funkelndem Gold gefertigt und mit kleinen, glitzernden Edelsteinen besetzt. Der Pokal sollte im eleganten Speisewagen des Zuges auf einem roten Samtkissen sicher aufbewahrt werden, bis er der Königin überreicht werden konnte.
„Ich habe ihn vor einer Stunde noch persönlich kontrolliert!“, schluchzte Herr Pfeifenbusch, während er sich mit einem Taschentuch über die Stirn wischte. „Er stand da, wo er hingehört, auf dem Tisch im Speisewagen. Und jetzt? Nur noch ein leeres, rotes Samtkissen! Puff! Einfach weg! Wie von Geisterhand!“
Apollo sah sich das leere, rote Samtkissen auf dem Tisch an. Er kniete sich hin, um alles ganz genau zu untersuchen. Er bemerkte etwas Glitzerndes auf dem dunklen Teppichboden, direkt neben dem Tischbein. Es sah aus wie winzige, bunte Kristalle. Er nahm sofort seine Super-Seh-Glas und hielt es ganz nah an die glitzernden Spuren.
„Aha!“, sagte Apollo mit der wichtigen Miene eines echten Detektivs. „Hier sind kleine, grüne Spuren! Sie glänzen wie winzige Zuckerstreusel oder winzige Glasstückchen!“ Er schrieb es eilig in sein Notizbuch. „Grüne, glitzernde Spuren! Das ist unser erster Hinweis!“
Apollo wusste: Jemand im Zug musste diese grünen Spuren hinterlassen haben. Sie waren frisch und lagen direkt am Tatort. Er verabschiedete sich vom Schaffner und machte sich mit seiner Lupe und seinem Notizbuch auf die Suche nach den Verdächtigen. Er ging vorsichtig durch die verschiedenen Waggons des Mitternachtsexpress.
Im ersten Waggon, dem gemütlichen Salonwagen, saß eine dicke, freundliche Frau mit einer riesigen Schachtel Pralinen auf dem Schoß. Das war Frau Bäcker, die bekannteste Kuchenbäckerin der ganzen Stadt. Sie schien ganz in ihre Pralinen vertieft zu sein.
Apollo fragte sie nach grünen Spuren. Frau Bäcker schüttelte den Kopf, sodass ihre vielen Zöpfe wippten: „Grün? Ich benutze in meinen Backwaren nur rote Kirschen, saftige blaue Beeren und goldene Apfelstückchen! Ich liebe keine grünen Sachen! Und der Pokal? Ich brauche keinen Pokal, ich habe schon genug Preise für meine Kuchen gewonnen!“
Im nächsten Waggon, dem Schlafwagen, saß ein großer, starker Mann mit einem riesigen, breitkrempigen Hut, der ihm fast ins Gesicht rutschte. Das war Herr Eisenbein, ein berühmter Gewichtheber, der auf dem Weg zu einem wichtigen Wettbewerb war. Er sah sehr müde aus.
Herr Eisenbein gähnte herzhaft: „Grüne Spuren? Ich habe seit der Abfahrt tief und fest geschlafen! Ich esse nur gesunde Nüsse, um stark zu bleiben, und die sind braun! Außerdem brauche ich keinen blöden Pokal, ich hebe viel lieber schwere Gewichte!“
Apollo notierte alles sorgfältig. Grüne Spuren – die passten zu niemandem so richtig. Dann kam er in den letzten Waggon, ganz hinten im Zug. Dort fand Apollo einen kleinen, traurigen Teddybären mit einem viel zu großen Hut, der ihm schief auf dem Kopf saß. Der Teddy saß alleine auf einem Sitz und hielt eine halb leere Tüte mit bunten Bonbons in seiner flauschigen Pfote. Er sah sehr bekümmert aus.
Der Teddy weinte leise vor sich hin, als Apollo ihn ansprach. Seine Stimme war ganz piepsig. „Ich habe nichts genommen. Ich esse nur meine grünen Gummibärchen... Schluchz... und die anderen Farben auch. Aber ich habe nichts mit dem Pokal zu tun.“
Apollo bückte sich und sah auf den Boden. Neben dem Sitz des Teddys lag ein einzelnes, glänzendes grünes Gummibärchen! Es sah genauso aus wie die Spuren am Tatort! Apollo spürte, wie sein Detektivherz schneller schlug. Er hatte eine Übereinstimmung!
Apollo dachte scharf nach. Die Puzzleteile fielen langsam zusammen.
1. Der kostbare Goldpokal ist weg.
2. Es gibt grüne, glitzernde Spuren am Tatort.
3. Der Teddy hat grüne Gummibärchen, die genau so glänzen.
„Teddy!“, sagte Apollo sanft, aber bestimmt. Er wollte den kleinen Bären nicht erschrecken. „Hast du den Pokal genommen? Oder weißt du, was mit ihm passiert ist?“
Der Teddy schüttelte zaghaft den Kopf, seine Augen füllten sich wieder mit Tränen. „Nein, ich habe ihn nicht gestohlen! Ich würde niemals etwas stehlen! Aber... ich habe eine Rolle gespielt! Es war ein Versehen! Bitte sei nicht böse!“
Der Teddy erklärte, dass er ganz alleine im Speisewagen gesessen hatte und sehr, sehr hungrig gewesen war, als der Schaffner gegangen war. Er hatte seine Tüte mit Gummibärchen geöffnet und wollte sich ein grünes nehmen. Doch plötzlich fiel ein Gummibärchen aus seiner Pfote und rollte genau unter das rote Samtkissen, auf dem der Pokal stand. Als er es mit seiner kleinen Pfote herausholen wollte, schubste er aus Versehen den Goldpokal vom Tisch!
„Er ist unter den Tisch gerollt!“, flüsterte der Teddy ängstlich. „Ich dachte, er sei für immer weg und ich bekomme ganz schlimmen Ärger. Deswegen habe ich nichts gesagt. Ich habe nur geweint.“
Apollo leuchtete sofort mit seiner kleinen Taschenlampe, die er auch immer dabeihatte, unter den Tisch des Speisewagens. Und da war er! Der Goldpokal lag versteckt, aber unversehrt, neben einem der großen, verzierten Beine des Tisches, nur ein kleines Stückchen entfernt von der Stelle, wo er eigentlich hätte stehen sollen. Ein wahrer Glücksfund!
Der Schaffner Herr Pfeifenbusch, die freundliche Frau Bäcker und der starke Herr Eisenbein kamen alle eilig angerannt, angelockt von Apollos freudigem Ruf. Sie jubelten und klatschten in die Hände, als Apollo den glänzenden Pokal unter dem Tisch hervorholte.
Der Schaffner Herr Pfeifenbusch lachte herzhaft, dass sein Schnurrbart nur so wackelte, und drückte Apollo eine riesige, glänzende Schokoladenmünze in die Hand.
„Apollo, der beste Detektiv, den der Mitternachtsexpress je gesehen hat!“, rief Herr Pfeifenbusch überglücklich. „Du hast das Rätsel gelöst! Der kostbare Pokal ist gerettet! Und der kleine Teddy? Er bekommt ein extra großes Stück vom besten Kuchen von Frau Bäcker, weil er am Ende so mutig und ehrlich war und die Wahrheit gesagt hat!“
Apollo strahlte über das ganze Gesicht. Er hatte nicht nur ein spannendes Rätsel gelöst und einen wichtigen Goldpokal gerettet, sondern auch einem kleinen, traurigen Teddy geholfen. Und eine riesige Schokoladenmünze hatte er auch bekommen! Die grüne Spur war also nicht die Spur eines gemeinen Diebes gewesen, sondern nur die Spur eines kleinen, hungrigen Missgeschicks. Und so wurde Apollo zum gefeierten Helden des Mitternachtsexpress.
Apollo was no ordinary eight-year-old. While other children played soccer or built castles in the sandbox, Apollo preferred sticking his nose into tricky puzzles. He loved collecting clues and solving crimes – at least in his books. But today was going to be different. At eight years old, he was already a real detective! He always carried a small, shiny magnifying glass with him, which he proudly called his “Super-Vision-Glass,” and a small notebook rattled in his pocket, ready for important observations.
One evening, Apollo stood with his mom at the busy train station. Steam hissed from giant locomotives, and people rushed by with suitcases. But then he saw it: a train that was completely different from all the others. It was deep black, with shiny gold decorations on the windows, sparkling mysteriously in the moonlight falling through the large station windows. A sign on the side announced in elegant letters: “The Midnight Express.” This train ran only once a month and brought special things or important people from far away.
Suddenly, a loud cry tore Apollo from his thoughts. An agitated conductor, whose funny mustache bobbed with every word, ran frantically along the platform. “Oh dear, oh dear!” he cried, waving his hands in the air and looking as if he were about to burst into tears at any moment. “A terrible misfortune! A true drama! The priceless Gold Cup is gone! Vanished without a trace!”
Apollo pricked up his ears. A crime! And right before his eyes, on the mysterious Midnight Express! This was his chance, his biggest case waiting to be solved. He immediately dug out his notebook.
The conductor, a Mr. Whittlebush by name, calmed down a little when Apollo asked him kindly what exactly had happened. Mr. Whittlebush explained that the Gold Cup was a very special and important gift for the Queen of Chocoland. It was made of real, sparkling gold and set with small, glittering gemstones. The cup was supposed to be kept safe in the train's elegant dining car on a red velvet cushion until it could be presented to the Queen.
“I checked on it personally just an hour ago!” sobbed Mr. Whittlebush, wiping his forehead with a handkerchief. “It was standing right where it belonged, on the table in the dining car. And now? Just an empty red velvet cushion! Poof! Simply gone! As if by magic!”
Apollo looked at the empty red velvet cushion on the table. He knelt down to examine everything very closely. He noticed something glittering on the dark carpet, right next to the table leg. It looked like tiny, colorful crystals. He immediately took out his Super-Vision-Glass and held it very close to the glittering traces.
“Aha!” said Apollo with the important expression of a true detective. “Here are small, green traces! They shine like tiny sugar sprinkles or tiny pieces of glass!” He hurriedly wrote it in his notebook. “Green, glittering traces! That is our first clue!”
Apollo knew: Someone on the train must have left these green traces. They were fresh and lay directly at the crime scene. He said goodbye to the conductor and set off with his magnifying glass and notebook to find the suspects. He walked carefully through the various wagons of the Midnight Express.
In the first wagon, the cozy salon car, sat a plump, friendly woman with a huge box of chocolates on her lap. That was Mrs. Baker, the most famous cake baker in the entire city. She seemed completely absorbed in her chocolates.
Apollo asked her about green traces. Mrs. Baker shook her head, making her many braids bob: “Green? I only use red cherries, juicy blue berries, and golden apple pieces in my baked goods! I don’t like green things! And the cup? I don’t need a cup, I have already won enough prizes for my cakes!”
In the next wagon, the sleeping car, sat a large, strong man with a huge, wide-brimmed hat that almost slid over his face. That was Mr. Ironleg, a famous weightlifter who was on his way to an important competition. He looked very tired.
Mr. Ironleg yawned heartily: “Green traces? I have been sleeping soundly since departure! I only eat healthy nuts to stay strong, and they are brown! Besides, I don’t need a silly cup, I much prefer lifting heavy weights!”
Apollo noted everything carefully. Green traces – they didn’t really fit anyone. Then he came to the last wagon, at the very back of the train. There Apollo found a small, sad Teddy bear with a hat that was much too big and sat crookedly on his head. The Teddy sat alone on a seat, holding a half-empty bag of colorful candies in his fluffy paw. He looked very distressed.
The Teddy was crying softly to himself when Apollo spoke to him. His voice was quite squeaky. “I didn’t take anything. I’m just eating my green gummy bears... Sniff... and the other colors too. But I have nothing to do with the cup.”
Apollo bent down and looked at the floor. Next to the Teddy’s seat lay a single, shiny green gummy bear! It looked exactly like the traces at the crime scene! Apollo felt his detective heart beat faster. He had a match!
Apollo thought hard. The puzzle pieces were slowly falling into place.
1. The precious Gold Cup is gone.
2. There are green, glittering traces at the crime scene.
3. The Teddy has green gummy bears that shine exactly the same way.
“Teddy!” said Apollo gently, but firmly. He didn’t want to scare the little bear. “Did you take the cup? Or do you know what happened to it?”
The Teddy shook his head timidly, his eyes filling with tears again. “No, I didn’t steal it! I would never steal anything! But... I played a part! It was an accident! Please don’t be angry!”
The Teddy explained that he had been sitting all alone in the dining car and was very, very hungry when the conductor left. He had opened his bag of gummy bears and wanted to take a green one. But suddenly a gummy bear fell from his paw and rolled right under the red velvet cushion where the cup stood. When he tried to fish it out with his little paw, he accidentally knocked the Gold Cup off the table!
“It rolled under the table!” whispered the Teddy fearfully. “I thought it was gone forever and I would get into terrible trouble. That’s why I didn’t say anything. I just cried.”
Apollo immediately shone his small flashlight, which he also always carried, under the table of the dining car. And there it was! The Gold Cup lay hidden, but unharmed, next to one of the large, ornate legs of the table, only a tiny distance from where it should have been. A true lucky find!
The conductor Mr. Whittlebush, the friendly Mrs. Baker, and the strong Mr. Ironleg all came running hurriedly, attracted by Apollo’s joyful call. They cheered and clapped their hands as Apollo pulled the shiny cup out from under the table.
The conductor Mr. Whittlebush laughed so heartily that his mustache wiggled, and pressed a huge, shiny chocolate coin into Apollo’s hand.
“Apollo, the best detective the Midnight Express has ever seen!” shouted Mr. Whittlebush, overjoyed. “You solved the riddle! The precious cup is saved! And the little Teddy? He gets an extra large piece of Mrs. Baker’s best cake because he was so brave and honest in the end and told the truth!”
Apollo beamed all over his face. He had not only solved an exciting riddle and saved an important Gold Cup, but also helped a small, sad Teddy. And he had received a huge chocolate coin too! The green trail had not been the trail of a mean thief, but merely the trail of a small, hungry mishap. And so, Apollo became the celebrated hero of the Midnight Express.